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Die Wetter- und Klimastation Berlin-Dahlem der FU Berlin wird seit dem Jahr 2002 größtenteils von Studierenden betreut und weitergeführt. Warum machen das Studierende – 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag? Die Antwort ist eigentlich simpel: Sie studieren Meteorologie. Viele sagen selbst von sich, dass sie in der Regel etwas verrückt sind, wenn es um das Wetter geht.

Es geht aber in erster Linie darum, Daten- und Beobachtungsreihen fortzuführen und damit der wissenschaftlichen Wetter- und Klimaforschung zur Verfügung zu stellen, und – für Studierende vorrangig - die Praxis mit der Theorie im Studium zu verknüpfen – ein didaktischer Vorzug. So soll die einmalige Situation bewahrt werden, die an der FU Berlin gegeben ist: Als Berliner Studierende besitzen sie ein Institut mit eigener offizieller Wetterstation – Wetter aktiv erleben, Einblick in Beobachtung, Analyse und Prognose des täglichen Wetters erfahren, Wissen vertiefen, das ist der Mehrwert.

Ohne die Aktion „Wetterpate“ wäre das alles aber nicht möglich.

Die Dahlemer Klimareihe existiert seit 1908, minutengenau wird seitdem das Wetter beobachtet, die Reihe ist damit einer der längsten kontinuierlichen Klimareihen weltweit.

Die Wetterstation Berlin-Dahlem mit der Stationsnummer 10381 ist seit 1947 in das weltweite Messnetz der Weltorganisation für Meteorologie integriert - die einzige Station dieser Art an einer Universität, wohl nicht nur in Deutschland übrigens.

Personalabbau am Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin sorgte Anfang 2002 dafür, dass an der Wetterstation Berlin-Dahlem am Nachmittag, Abend und in der Nacht nur noch automatisch meteorologische Parameter durch Messungen erfasst werden sollten. Damit wären zwar weiterhin uneingeschränkt wichtige Größen wie Temperatur, Luftdruck, relative Luftfeuchtigkeit, Windrichtung und Windgeschwindigkeit rund um die Uhr dokumentiert worden. Doch andere wichtige Parameter wie Bedeckungsgrad des Himmels mit Wolken, Wolkenart, Niederschlagsart (Unterscheidung in flüssigen, festen oder Mischniederschlag, Regen, Sprühregen, Schnee, Hagel oder Graupel), Gewitter, Schneehöhe, Angaben zum Erdbodenzustand wie Glätte usw., die sich in erster Linie per Auge bestimmen lassen, wären im größten Teil des Tages weggefallen - damit natürlich auch weitere Aussagen, wie z.B. zur Zahl der Tage mit Schneefall oder Gewitter, die in der Veränderung des Klimas auch eine Rolle spielen.

Und hier kommt die studentische Wetterbeobachtung ins Spiel.

Vielfach wird zwar weltweit versucht, diese sogenannten Augenbeobachtungen inzwischen aus Messungen abzuleiten. Mit mehr oder weniger Erfolg. Z.B. lässt sich die Höhe einer Schneedecke an einem Punkt mit vertikalen Entfernungsmessungen per Laserstrahl erfassen. Verwehungen und Vereisungen aber beeinflussen das Ergebnis, sodass die Handmessung der Wetterbeobachtenden durch dessen Beurteilung einer mittleren Höhe des Schneefeldes als auch der Beschaffenheit des Schnees klare Vorteile hat und die Genauigkeit für weitere hydrologische Berechnungen hinsichtlich des Schmelzwassers erhöht.

Weiterhin sorgt eine zeitnahe Bewertung automatischer Messwerte an einer rund um die Uhr mit Beobachtern besetzten Wetterstation dafür, dass die Qualität der Daten als Basis zur Weiterverarbeitung in der Wettervorhersage aber auch als Grundlage für Energieerzeuger, Baufirmen, Winterdienste usw. hoch ist. Der Mensch kann die Temperatur nicht genauer messen als ein elektrisch funktionierendes Thermometer, er kann auch die Niederschlagsmenge nicht ohne Messung einschätzen. Er erkennt aber in der Zusammenschau mit anderen Parametern mögliche Messfehler. So kann das Thermometer kaputt sein, wenn sich die Temperatur nicht entsprechend der Tageszeit, des Sonnenstandes, der Bedeckung oder mit einem Luftmassenwechsel ändert. Oder wird bei wolkenlosem Himmel Niederschlag gemessen, deutet das auf Fehler hin. Umgekehrt können Vereisungen am Messgerät eine korrekte Niederschlagsmengenerfassung im Winter beeinträchtigen.

Bei der Bestimmung der Niederschlagsart (flüssig, fest oder Mischniederschlag) helfen Distrometer, bei denen per Lasermessung aus Fallgeschwindigkeit und Ausdehnung von Niederschlagspartikeln auf die Niederschlagsart geschlossen wird. Im Vergleich mit Augenbeobachtungen sind Bewertungen der Messergebnisse und weitere Verbesserung der Algorithmen möglich.

Aus diesen ganzen verschiedenen Gründen und noch einigen mehr betreuen inzwischen überwiegend Studierende die 24 Stunden-Wetterbeobachtung an der Station Berlin-Dahlem.

Mehrere Akteure der FU Berlin als auch des Vereins Berliner Wetterkarte unterstützen die Ausbildung der Studierenden in der Wetterbeobachtung und fördern damit den Weiterbetrieb der Station Berlin-Dahlem und die Fortsetzung der Klimareihe. So wurde erreicht, dass die Wetterbeobachtung inzwischen ein Modul im Lehrplan des Studiengangs Meteorologie ist.

Ganz umsonst aber geht das alles nicht. Die Wetterpatenschaften aus der Aktion „Wetterpate“ tragen einen großen Anteil zur Finanzierung des Ganzen bei. Und bieten neben der reinen Wetterbeobachtung noch einen weiteren Lerneffekt für die Studierenden. Bei der Erstellung von Lebensgeschichten über die jeweiligen Hochs und Tiefs für die Patinnen und Paten setzen sich die Studierenden mit der Entwicklung von Wettersystemen auseinander, lernen wesentliche Phänomene zu erkennen und zu beschreiben, ganz abgesehen von der Verfestigung sprachlichen Ausdrucksvermögens.

Dank an die vielen Wetterpatinnen und Wetterpaten, die mit ihrer Namenspatenschaft für ein Hoch oder Tief zum Erhalt dieser einmaligen Wetterstation beigetragen haben und noch beitragen werden.